Ja, vielleicht sind einige Kinderkrankheiten der Hirntoddiagnostik in D mittlerweile überwunden. (Allerdings gilt in anderen eur. Länder aktuell ggf. diese Herztod-Regel, die einen wesentlich
früheren Zeitpunkt im Sterbe
prozess zur Explantation "nutzt"?) Die Causa muss wohl für die Profis oftmals überfordernd gewesen sein - fachlich und menschlich (und ist es vielleicht immer noch?); dazu Dr. Deutschmann über den Zeitraum 2005-2009 in Niedersachsen (?):
festgestellt, dass [...] die behandelnden Ärzte draußen auf den ITS geglaubt haben, der Hirntod liegt vor, dass bei etwa 30% dieser Patienten der Hirntod noch nicht vorlag. Das heißt, es besteht offensichtlich draußen im Lande eine hohe Unsicherheit bzgl. der Diagnose Hirntod - obwohl eigentlich nach den Kriterien, so wie sie Bundesärztekammer einmal festgelegt hat, man glauben müsste, dass diese Untersuchung relativ einfach ist [...]. So formuliert es auch die BÄK , die sagt, dass man auf jeder ITS ohne große technische Hilfsmittel den Hirntod bestimmen kann.
Ich möchte aber noch einmal darauf hinweisen, daß ein menschlicher Körper mit totem/abgestorbenem Gehirn nicht natürlich weiterleben kann. Das kann man auch mit anderen Definitionen von "Leben" nicht erreichen.
Hirntod ist etwas anderes als Bewußtlosigkeit. Es ist etwas anderes als Koma. Es ist noch viel schlimmer. Es ist das Absterben des Gehirns.
Ganz schwierig: Tod als Ergebnis (abgestorben) oder Tod als Prozess (absterbend) oder Genesung als Prozess (sich unkontrolliert erholend) - die Frage nach dem "wann" und nach dem "ob überhaupt"?
Diese Prämisse müsste im Einzelfall eben erst mal abgeklärt sein - nicht nur abgeschätzt und aufgerundet s.u. So konnte es lt. Kommentarbereich aus dem Video "
Eine Hirntod-Fehldiagnose aus Deutschland" (zugegebenermaßen ein Fall von 1989 mit erfreulich weit gehender Rehabilitation; Kommentar gepostet vor einem Monat) dann eben auch zu Folgendem kommen:
Der Chefarzt hat der Mutter übrigens nach dem Klinikaufenthalt einen Brief geschrieben. Mit der Entschuldigung, dass Ihr Sohn doch immerhin zu 90 Prozent "hirntot" gewesen sei.
Trotz künstlicher Beatmung beginnt bereits zwölf Stunden nach dem Ausfall der Hirndurchblutung der Zerfall des Gehirns. Innerhalb einer Woche hat sich das Hirngewebe dann selber aufgelöst und verflüssigt.
Quelle:
https://praxistipps.focus.de/hirntod-wie-lange-schlaegt-das-herz-noch_98277
Na das versteht sich von selbst. Von
Ausfall der Hirndurchblutung war ja aber gar nicht die Rede, sondern von
Minderdurchblutung 20-50%. Es geht Coimbra ja gerade um die
Unterscheidung des einen vom anderen. Nicht ums Abrunden.
(Wobei ich irgendwo aufgeschnappt habe, dass das Verflüssigen als solches eine Art Mythos ist, weiß aber nichts Näheres dazu.)
Aufrunden/abrunden zu
ungunsten des pot. Organspenders und womöglich mit Blick auf die Uhr - da krankt es an Konzept & Menschenbild.
In dem oben verlinkten Video aus dem deutschen Fernsehen, in dem ein Arzt den Hirntod-Test erklärt, spricht dieser auch davon, daß vor dem Beatmungsstopp Sauerstoff gegeben wird, damit eben gerade kein Hypoxie-Schaden entsteht. Dasselbe steht auch hier:
Für die Überprüfung der Spontanatmung wird die Patientin oder der Patient kurzfristig mit reinem Sauerstoff beatmet, damit der Körper für die Dauer der Untersuchung mit genügend Sauerstoff versorgt ist.
Quelle:
https://www.organspende-info.de/organspende/hirntod/hirntoddiagnostik/
Das scheint ein Missverständnis zu sein:
Wenn man das obige wörtlich verstehen darf (das darf man gewiss), so geht es bei der Hypoxie-Schadens-Vermeidung qua Sauerstoff vorab zwar um den Körper -
ausgenommen allerdings das ZNS, denn das ist ja in Coimbras Fällen von der
Schwellung betroffen und bekommt aus diesem recht mechanischen Grund nach wie vor nur 20-50% der regulären
Durchblutung.
Nimmst du jetzt an, dass die vorab erzielte höhere Sauerstoffkonzentration nicht nur den Beatmungsstopp, sondern darüberhinaus die im Gehirn fehlende Durchblutung auffängt, und zwar mit einem irre hohen Faktor über der regulären Sauerstoffkonzentration, so dass Coimbras Grenzsetzung von 20% im Gehirn dann durch den Beatmungsstopp nicht mehr unterlaufen werden würde? Ich kenne mich da nicht aus und würde das in diesem hohen Maßstab nicht vermuten.
Dementsprechend fürchte ich, dass sich der Hypoxie-Schutz auf alles andere als das ZNS konzentriert, das dem Test
effektiv ungeschützt unterzogen und damit der irreversiblen
Schädigung ausgesetzt wird.
Sofern man nachfolgend (!) mit Bildgebung den erfolgten zerebralen Zirkulationsstillstand dokumentiert, würde sich dann die Frage stellen: Wann erfolgt? (Bzw. wodurch erfolgt?)
OT:
Die Annahme, daß alle Neurologen sofort nur möglichst schnell die Organe "verschenken" oder verkaufen wollen (sie selber haben als Neurologen transplantationsmedizinisch ja nichts davon), ist ziemlich paranoid.
Schönen Dank noch für diese zwar geläufige, aber dennoch unzutreffende Unterstellung. Oder wen sonst meintest du so pauschal, ohne gegebenen Anlass?