Einleitung:
Die anhaltende genitale Erregungsstörung (PGAD) ist eine seltene Erkrankung bei Frauen. Sie ist gekennzeichnet durch ungewollte genitale Erregung ohne sexuelles Vergnügen. Die typischen Symptome, über die die Patientinnen berichten, sind unwillkürliche genitale oder klitorale Erregungen, die durch Masturbation selten besser werden. Aufgrund dieser Symptome leiden die Patienten unter einem ausgeprägten Leidensdruck, der manchmal zu schweren Depressionen und Selbstmordgedanken führen kann. Die Ätiologie und die Pathophysiologie der Krankheit sind derzeit noch unbekannt. Das Absetzen von Medikamenten, die PGAD auslösen können, sollte der erste Schritt in der Therapie von PGAD sein. Manchmal können Lokalanästhetika helfen, die Symptome zu lindern. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind Antidepressiva (z. B. Clomipramin, Duloxetin), Antikonvulsiva (Pregabalin, Carbamazepin), Antiandrogene (Leuprolid), Dopamin-Agonisten und -Antagonisten (Risperidon) oder Botulinumtoxin. Es gibt jedoch nur Fallberichte.
Methoden:
Die Ätiologie der PGAD ist unbekannt. Nebenwirkungen von Medikamenten sowie mechanische Irritationen des N. pudendus werden diskutiert. Nachfolgend zeigen wir eine Übersicht über einige Antidepressiva, die wir in unserer sexualmedizinischen Sprechstunde und in der Literatur gefunden haben und die bei Einnahme oder Absetzen eine PGAD auslösen können.
Ergebnisse:
Einige Einzelfälle haben gezeigt, wie Citalopram, Fluoxetin, Venlafaxin, Trazodon und einige SSRIs bei der Einnahme dieser Medikamente eine PGAD auslösen oder verschlimmern können. Andere Fälle wurden berichtet, in denen PGAD während der Reduzierung oder des Absetzens von Antidepressiva ausgelöst oder verschlimmert wurde: zum Beispiel Amitryptylin, Citalopram, Milnacipran und Paroxetin. Als Beispiel berichten wir über den ersten Fall einer neu aufgetretenen PGAD beim Absetzen von Fluvoxamin nach jahrelanger Einnahme. Die junge Frau beschrieb die typischen Symptome direkt nach dem Absetzen ihres Medikaments.
Schlussfolgerung:
Die Ätiologie der PGAD ist unbekannt. Bei Antidepressiva hat jede Medaille zwei Seiten: Einerseits können sie die Symptome lindern, indem sie möglicherweise die sexuelle Erregung hemmen und/oder die Sinneswahrnehmung verändern; andererseits können sie bei der Einnahme oder beim Absetzen PGAD auslösen oder verschlimmern. Es scheint, dass nur Antidepressiva mit einer serotonergen Komponente eine Rolle bei der Auslösung oder Verschlimmerung von PGAD spielen. Folglich brauchen wir mehr klinische Forschung, um diese Krankheit und ihre Ursache zu charakterisieren.