Hi ihr Lieben,
also ich war 5 Tage ganz erfolgreich, ohne Hilfsmittel. Irgendwie war es auch garnicht so schwer diesmal, ich meine vom Kopf her.
Doch dann wurde ich zunehmend agressiv, ich bei jeder Kleinigkeit ausgeflippt und hatte mich nicht unter Kontrolle, es war schockierend, sowas habe ich noch nicht erlebt. Ich hatte fast einen Zusammenbruch und es machte mir echt Angst. Nachdem ich geraucht hatte, wurde es langsam besser.
Was mich auch wundert, normal bekommt man doch mehr Hunger, wenn man aufhört, kenne ich auch von mir, aber dieses Mal konnte ich immer weniger essen und mir war dauerübel. Irgendwie alles sehr komisch..........
Jetzt werde ich mir doch mal das Flüssige Nikotin besorgen und schauen, ob es dann klappt.
Hallo srico!
Du Arme musst dich auch so plagen!
5Tage Totalabstinenz, Respekt!
Eine liebe, gute Bekannte von mir möchte, wie Du, das Rauchen aufgeben und tut sich sehr schwer damit.
Der Wille ist da, das Wissen um die Schädlichkeit des Rauchens sowieso (das wissen alle Raucher) aber......sie gerät in schlimme Zustände.
Depressive Anfälle (wo sie eigentlich nicht depressiv ist), Ängste, starker Schwindel, Müdigkeit bei gleichzeitiger Schlaflosigkeit, Fressattacken abwechselnd mit Übelkeit und keinem Hunger mehr.
Aber das Schlimmste sind wohl Gefühle der Depersonalisierung. Sprich. Sie spürt sich nicht mehr richtig und empfindet den Körper als fremd.
Weinkrämpfe hatte sie auch schon im Zusammenhang mit dem Entzug.
Wenn sie dann wieder raucht, ist der ganze Spuk binnen Minuten vorbei, und ihr altes Ich wieder da.
Natürlich ist sie deswegen sehr frustriert.
Bei soviel Entzugserscheinungen schwindet der Wille automatisch nach spätestens zwei Tagen komplett.
Und mit jedem Neuanfang werden diese miesen Erfahrungen als Blockade mächtiger.
Kein Wunder, das Gehirn registriert Entzugsgefühle als Bedrohung für das System und speichert das zuverlässig als „in Zukunft nicht mehr tolerierbar, da „gefährlich“-“ als zu vermeidend ab.
Mich haben die geschilderten Symptome sehr hellhörig gemacht und so ging ich auf die Suche nach
Erklärungen, die sie begreifen kann. Manchmal braucht es Wissen um eine machbare Strategie zu entwerfen.
Warum tun sich manche Raucher so extrem schwer, während andere es viel leichter haben mit dem Rauchen aufzuhören?
Hier ein Erklärungsversuch, der für mich vollkommen logisch erscheint:
master-toxikologie.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/studiengaenge/master-toxikologie/Toxikologie_Aktuell/2010/mobil/ToxikologieAktuell_082010_mobile.pdf
Neurotransmitter. Dopamin nimmt unter diesen die bedeutendste Stellung für die Nikotinabhängigkeit ein. Dopaminerge Neurone im Nucleus accumbens und dem ventralen Tegmentum spielen eine entscheidende Rolle bei der Empfindung von Glück und Belohnung, sodass die dortige Ausschüttung von Dopamin mit Glücksgefühlen einhergeht. Außerdem beeinflusst Nikotin die Freisetzung der Neurotransmitter Glutamat und GABA (γ-Aminobuttersäure). Glutamat steigert die Dopaminfreisetzung, GABA dagegen hemmt sie. Bei Langzeitexposition mit Nikotin werden die GABAvermittelten Effekte vermindert und die von Glutamat persistieren, sodass die Aktivität von dopaminergen Neuronen und die Ansprechbarkeit auf Nikotin gesteigert wird. Bei wiederholter Nikotinexposition stellt sich außerdem im Gehirn eine Neuroadaptation ein. Dabei vermehrt sich die Anzahl der Bindungsstellen der nikotinergen Acetylcholinrezeptoren, was vermutlich eine Antwort auf die Desensitivierung von Rezeptoren darstellt. Desensitivierung (Unansprechbarkeit des Rezeptors und ligandeninduzierte Schließung desselben) wird als ein Grund für Toleranzentwicklung und Abhängigkeit angenommen. Wird die Ansprechbarkeit von desensitivierten nikotinergen Acetylcholinrezeptoren durch Abstinenzperioden wiederhergestellt, treten Entzugserscheinungen und heftiges Verlangen (engl. craving) auf. Diese Symptome werden durch Nikotinbindung an die Rezeptoren wieder aufgehoben. Gewohnheitsraucher konsumieren Nikotin so, dass sie eine nahezu permanente Sättigung der Rezeptoren erreichen. Die Vermutung liegt nahe, dass sie versuchen, Entzugserscheinungen zu verhindern, indem sie einen desensitivierten Status aufrecht erhalten. Ein Nikotinentzug geht einher mit Angst und Stress, welche starke Antriebe für die Wiederaufnahme des Rauchens darstellen. Als neurologische Grundlage könnte sich das CRF-CRF1-Rezeptorsytem (CRF corticotropin-releasing factor) herausstellen, welches Antworten auf Stress vermittelt und von Nikotin aktiviert wird. Auch die Insula (eine Kortexregion, die mit verschiedenen Basisemotionen assoziiert wird) scheint einen Einfluss auf die Nikotinabhängigkeit auszuüben. Raucher, die in Folge eines Unfalls Schäden an der Insula erlitten, konnten nach dem Unfall das Rauchen leichter aufgeben als als solche mit Hirnverletzungen ohne Insulaschaden.
Das in den Nikotinabbau involvierte Cytochrom CYP2D6 beeinflusst ebenfalls die Empfänglichkeit für eine Nikotinabhängigkeit.
Menschen mit einer Genvariante, die einen langsamen Metabolismus bewirkt, rauchen weniger Zigaretten am Tag als Menschen mit schnellerem Metabolismus und geben das Rauchen mit einer größeren Wahrscheinlichkeit wieder auf. Außerdem besteht eine Assoziation zwischen schnellem Metabolismus und stärkeren Entzugssymptomen.
Das Geschlecht nimmt auch einen Platz als Risikofaktor ein. Frauen metabolisieren Nikotin schneller als Männer, was ihre gesteigerte Empfänglichkeit für eine Nikotinabhängigkeit erklären könnte. Auch die Rauchgründe unterscheiden sich. Frauen werden stark durch Konditionierungseffekte und negative Affekte beeinflusst, wohingegen Männer eher auf die pharmakologische Stimulation antworten.
Wo Stress stattfindet und die Insula involviert ist, ist es zur Amygdala nicht weit.
Die tut dann ihres dazu, um zu Feuern. (auslösen Angriffs/Fluchtverhalten, Aktivierung Stresssystem)- daher deine Aggressionen, srico
Bei so starken Symptomen wie bei meiner lieben Bekannten, deutet alles darauf hin, dass der kalte Entzug zu brutal ist und das System überfordert. Das könnte bei dir auch der Fall sein, liebe srico.
Was also tun?
Nikotinersatz zum Einschleichen und Abdosieren
Die guten (manchmal zu Unrecht sinnlos verpönten) Nicoretten
https://www.nicorette.de/
Wir fanden folgende Produkte, die sie nun fortan einsetzen wird:
Inhaler. (für ab und an und bei starkem Drang was in den Mund zu nehmen)
Lutschtabletten.
Und: Nikotinspray.
Letzteres zeigt sich bisher als das effektivste von allen dreien.
Es wirkt etwas schneller als Lutschtabletten und dadurch ein bisschen wie der typische „wumm“ im Gehirn nach der ersten Zigarette jeweils wieder.
MaxJoy, Du hast Nikotinlösung genommen.
Welche Produkte waren das denn genauer? Und wie hast du einen Viertel Tropfen hinbekommen?
Wie war die Schleimhautverträglichkeit (Mund, Magen).
Meine Bekannte befürchtete Nebenwirkungen in diesem Bereich durch Ersatzprodukte, das aber hat sich bisher nicht bestätigt.
Ob das alles nun zum dauerhaften Erfolg führen wird, lässt sich noch nicht genau sagen.
Allerdings ist sie nach Jahren endlich auf dem Weg, dass sie sagen kann, sie wagt es diesen Weg weiter zu gehen und sich nicht so schnell mehr entmutigen zu lassen.
Auch nicht davon, wenn sie tatsächlich nochmal eine rauchen sollte.
Für mich sind Raucher, die es nicht schaffen, nicht Willensschwach. Sie sind im Griff einer übel wirksamen Substanz, die starke Entzugssymptome auslösen kann.
Ich denke für manche Raucher sind Ersatzprodukte notwendig um über alles gut wegzukommen, auch wenn immer wieder anderes behauptet wird.
Ich drücke dir alle Daumen, srico. Und falls du mehrfach Anläufe brauchst oder nochmal ganz scheiterst, dann gehe nicht zu hart mit dir ins Gericht....
Entzug bedeutet immer Stress. Manchmal ist es noch nicht die "rechte" Zeit dafür.
Liebe Grüße von Felis