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Gicht - eine Zivilisationserkrankung
Während und kurz nach dem 2. Weltkrieg war die Gicht kaum anzutreffen – ganz im Gegensatz zu heute. Gicht ist eine Wohlstandserkrankung, die deswegen zugenommen hat, weil es uns heute so gut geht. Falsche Ernährungs- und Trinkgewohnheiten spielen als Auslöser der Gicht eine große Rolle, was sich gerade vor Festtagen besonders bemerkbar macht. Gicht ist immer die Folge eines erhöhten Harnsäurespiegels. Bei gesunden Menschen stehen die Bildung und Ausscheidung von Harnsäure im Gleichgewicht. Sie wird zu 80 % über die Nieren mit dem Harn und zu 20 % über den Darm ausgeschieden. Ist dieses Gleichgewicht gestört, kommt es infolge hoher Harnsäurekonzentrationen im Blut zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen in Gelenken und Geweben. Diese Ablagerungen führen zu den typischen Symptomen der Gicht.
Purine und Harnsäure im Fokus
Harnsäure ist ein Abbauprodukt des Stoffwechsels, genauer gesagt das Endprodukt des Purinstoffwechsels. Purine wiederum sind Bestandteile des genetischen Materials – der DNA (Desoxyribonukleinsäure) und der RNA (Ribonukleinsäure) und somit Bestandteile der Kerne jeder Zelle. Je mehr Zellkerne also ein Nahrungsmittel hat, desto mehr Purine nimmt man zu sich. Je mehr Purine man verzehrt, desto mehr Harnsäure bildet sich. In den Industriestaaten haben etwa 20 Prozent der Männer einen erhöhten Harnsäurespiegel. Bei Frauen steigt der Harnsäurespiegel oft erst nach den Wechseljahren an, weil bis dahin die Östrogene vorbeugend wirken und die Ausscheidung dieses Stoffes über die Nieren unterstützen. Beträgt der Anteil Harnsäure im Blut mehr als 7 mg/dl, so spricht man von einer so genannten Hyperurikämie.
Primäre oder sekundäre Gicht?
* Die primäre Gicht ist eine angeborene Stoffwechselstörung. Ursache ist in den meisten Fällen eine Störung der Harnsäureausscheidung, seltener liegt eine vermehrte körpereigene Harnsäurebildung aufgrund von Enzymdefekten vor.
* Auslöser einer sekundären Gicht können Krebserkrankungen wie Leukämien (erhöhter Zelluntergang), Medikamente (Zytostatika) oder Nierenfunktionsstörungen (Harnsäure wird im Blut zurückgehalten) sein.
Akute Gicht und chronische Gicht
Gichtanfälle treten völlig überraschend und häufig in den Nachtstunden auf. Meist haben die Betroffenen ein fettreiches Mahl oder reichlich Alkohol am Abend davor genossen. Die Harnsäure kristallisiert bevorzugt in Bein- und Fußgelenken aus. Die nadelscharfen Kristalle verursachen eine schmerzhafte Gelenkentzündung, das betroffene Gelenk ist stark gerötet und geschwollen. Treten solche Beschwerden auf, sollte man den Arzt aufsuchen, denn mit fortschreitender Dauer der Erkrankung häufen sich solche Anfälle, wenn die Gicht nicht behandelt wird. Wird eine Gicht chronisch, kann es zur Zerstörung des Gelenkknorpels, der Knochen und der Sehnen kommen. Die Folge: Dauerhafte Gelenkschäden mit Bewegungseinschränkungen, Verformungen und Gelenkversteifungen. Auch die Nieren nehmen langfristig Schaden, wenn sich in ihnen Harnsäure ablagert. Ausfällungen von Harnsäurekristallen im Nierengewebe führen zu einer zunehmenden Einschränkung der Nierenfunktion.
Erhöhte Harnsäurewerte können mit einer purinarmen Ernährung behandelt werden. Ganz allgemein gelten folgende Regeln für die Ernährung bei Gicht.
Ernährung bei Gicht
* Fleisch, Fisch oder Wurst maximal einmal am Tag und nur ca. 100 Gramm verzehren. Innereien enthalten den höchsten Puringehalt und sollten deshalb komplett gemieden werden.
* Pflanzliche Nahrungsmittel wie z.B. Hülsenfrüchte, Kohl und Rosenkohl haben ebenfalls einen hohen Anteil an Purinen.
* Konsum von Alkohol einschränken, vor allem Bier oder Bierprodukte
* Normalisierung des Körpergewichts
* Flüssigkeitszufuhr – pro Tag mindestens 2 Liter
Medikamentöse Behandlung der Gicht
Die Therapie des akuten Gichtanfalles unterscheidet sich von der Dauerbehandlung zur Verhütung weiterer Anfälle. Im akuten Gichtanfall werden hoch dosierte Schmerzmittel wie Indometacin, Diclofenac oder Kortisonpräparate eingesetzt. Des Weiteren kommt auch das Alkaloid der Herbstzeitlose – Colchicin – zum Einsatz. Bei bereits länger bestehender Gicht und bei stark erhöhten Harnsäurewerten sind Medikamente nötig - Urikosurika und Urikostatika. Urikosurika z. B. Benzbromaron, Probenecid führen zu einer erhöhten Ausscheidung von Harnsäure. Urikostatika z. B. Allopurinol senken die Harnsäureproduktion im Körper.
Aktualisiert: 14.10.2010
Autor/Quelle: Nathalie Blanck
Ich finde das es hier sehr gut erklärt wird von Nathalie Blanck.
LG, Difi
Während und kurz nach dem 2. Weltkrieg war die Gicht kaum anzutreffen – ganz im Gegensatz zu heute. Gicht ist eine Wohlstandserkrankung, die deswegen zugenommen hat, weil es uns heute so gut geht. Falsche Ernährungs- und Trinkgewohnheiten spielen als Auslöser der Gicht eine große Rolle, was sich gerade vor Festtagen besonders bemerkbar macht. Gicht ist immer die Folge eines erhöhten Harnsäurespiegels. Bei gesunden Menschen stehen die Bildung und Ausscheidung von Harnsäure im Gleichgewicht. Sie wird zu 80 % über die Nieren mit dem Harn und zu 20 % über den Darm ausgeschieden. Ist dieses Gleichgewicht gestört, kommt es infolge hoher Harnsäurekonzentrationen im Blut zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen in Gelenken und Geweben. Diese Ablagerungen führen zu den typischen Symptomen der Gicht.
Purine und Harnsäure im Fokus
Harnsäure ist ein Abbauprodukt des Stoffwechsels, genauer gesagt das Endprodukt des Purinstoffwechsels. Purine wiederum sind Bestandteile des genetischen Materials – der DNA (Desoxyribonukleinsäure) und der RNA (Ribonukleinsäure) und somit Bestandteile der Kerne jeder Zelle. Je mehr Zellkerne also ein Nahrungsmittel hat, desto mehr Purine nimmt man zu sich. Je mehr Purine man verzehrt, desto mehr Harnsäure bildet sich. In den Industriestaaten haben etwa 20 Prozent der Männer einen erhöhten Harnsäurespiegel. Bei Frauen steigt der Harnsäurespiegel oft erst nach den Wechseljahren an, weil bis dahin die Östrogene vorbeugend wirken und die Ausscheidung dieses Stoffes über die Nieren unterstützen. Beträgt der Anteil Harnsäure im Blut mehr als 7 mg/dl, so spricht man von einer so genannten Hyperurikämie.
Primäre oder sekundäre Gicht?
* Die primäre Gicht ist eine angeborene Stoffwechselstörung. Ursache ist in den meisten Fällen eine Störung der Harnsäureausscheidung, seltener liegt eine vermehrte körpereigene Harnsäurebildung aufgrund von Enzymdefekten vor.
* Auslöser einer sekundären Gicht können Krebserkrankungen wie Leukämien (erhöhter Zelluntergang), Medikamente (Zytostatika) oder Nierenfunktionsstörungen (Harnsäure wird im Blut zurückgehalten) sein.
Akute Gicht und chronische Gicht
Gichtanfälle treten völlig überraschend und häufig in den Nachtstunden auf. Meist haben die Betroffenen ein fettreiches Mahl oder reichlich Alkohol am Abend davor genossen. Die Harnsäure kristallisiert bevorzugt in Bein- und Fußgelenken aus. Die nadelscharfen Kristalle verursachen eine schmerzhafte Gelenkentzündung, das betroffene Gelenk ist stark gerötet und geschwollen. Treten solche Beschwerden auf, sollte man den Arzt aufsuchen, denn mit fortschreitender Dauer der Erkrankung häufen sich solche Anfälle, wenn die Gicht nicht behandelt wird. Wird eine Gicht chronisch, kann es zur Zerstörung des Gelenkknorpels, der Knochen und der Sehnen kommen. Die Folge: Dauerhafte Gelenkschäden mit Bewegungseinschränkungen, Verformungen und Gelenkversteifungen. Auch die Nieren nehmen langfristig Schaden, wenn sich in ihnen Harnsäure ablagert. Ausfällungen von Harnsäurekristallen im Nierengewebe führen zu einer zunehmenden Einschränkung der Nierenfunktion.
Erhöhte Harnsäurewerte können mit einer purinarmen Ernährung behandelt werden. Ganz allgemein gelten folgende Regeln für die Ernährung bei Gicht.
Ernährung bei Gicht
* Fleisch, Fisch oder Wurst maximal einmal am Tag und nur ca. 100 Gramm verzehren. Innereien enthalten den höchsten Puringehalt und sollten deshalb komplett gemieden werden.
* Pflanzliche Nahrungsmittel wie z.B. Hülsenfrüchte, Kohl und Rosenkohl haben ebenfalls einen hohen Anteil an Purinen.
* Konsum von Alkohol einschränken, vor allem Bier oder Bierprodukte
* Normalisierung des Körpergewichts
* Flüssigkeitszufuhr – pro Tag mindestens 2 Liter
Medikamentöse Behandlung der Gicht
Die Therapie des akuten Gichtanfalles unterscheidet sich von der Dauerbehandlung zur Verhütung weiterer Anfälle. Im akuten Gichtanfall werden hoch dosierte Schmerzmittel wie Indometacin, Diclofenac oder Kortisonpräparate eingesetzt. Des Weiteren kommt auch das Alkaloid der Herbstzeitlose – Colchicin – zum Einsatz. Bei bereits länger bestehender Gicht und bei stark erhöhten Harnsäurewerten sind Medikamente nötig - Urikosurika und Urikostatika. Urikosurika z. B. Benzbromaron, Probenecid führen zu einer erhöhten Ausscheidung von Harnsäure. Urikostatika z. B. Allopurinol senken die Harnsäureproduktion im Körper.
Aktualisiert: 14.10.2010
Autor/Quelle: Nathalie Blanck
Ich finde das es hier sehr gut erklärt wird von Nathalie Blanck.
LG, Difi