Hallo
Ich habe von meinen Eltern so einiges erzählt bekommen - und sie erzählen immer noch.... beide Elternteile (wie auch ich)wurden in Berlin geboren.
Als der Krieg zu Ende war, da waren meine Eltern 13 Jahre alt ...
Krieg zerstört nicht nur die Häuser, sondern auch die Grundfesten.
Wann werden die Menschen nur begreifen, was sie anrichten?
Kaba
Nach meiner Überzeugung nie, da hier die überwältigende Mehrheit der Menschen von Generation zu Generation die Überzeugung weitergibt, der Mensch hätte alles in der Hand, er müßte sich nur anstrengen und sich durchsetzen: hier früher im Krieg, später im "Wirtschaftswunder", heute im Bemühen, der offenbar unaufhaltsam auf uns zukommenden Klimakatastrophe unter Einsatz aller Mittel Einhalt zu gebieten.
Nur wenige wissen darum, daß der Mensch mit seinen Kräften und Möglichkeiten grundsätzlich begrenzt und endlich ist, daß er nur im Augenblick zu handeln vermag und weder an der Vergangenheit noch Zukunft etwas ändern kann. Vielmehr hat er die Verantwortung, mit allem, was ihm in die Hand gegeben ist, klug umzugehen und bei sich ändernden Situationen und Lebensbedingungen rasch und entschlossen zu handeln.
Auch ich habe den Zweiten Weltkrieg überlebt: den Bombenangriff auf Dresden, das Konzentrationslager der Tschechen und die Vertreibung aus der Heimat. Ich weiß, wie verbranntes Menschenfleisch riecht, wie es ist, wenn man außer den Kleidern, die man gerade am Leibe trägt, nichts mitnehmen darf, sondern froh sein kann, wenn man nicht totgeschlagen wird. Ich mußte dabeisein, wie die Tschechen in dem Konzentrationslager einen Deutschen totgeschlagen und anschließend den Leichnam in die Jauchegrube des Gemeinschaftsklos geworfen haben.
Dennoch trage ich niemandem etwas nach und verzeihe allen, die mir in meinem Leben Böses angetan habe, und damit komme ich zu Kabas Schlußfrage: Wenn die Menschen wüßten, was sie sich selbst antun, indem sie die Häuser anderer Menschen vernichten, Mitmenschen umbringen, verstümmeln, vertreiben, berauben, ihnen ihre Lebensgrundlage entziehen, würden sie dies im eigenen Interesse unterlassen.
Als ich im Jahre 2000 zusammen mit meiner Frau meine Heimatstadt im heutigen Tschechien besuchte, um auf den Spuren meiner frühen Kindheit zu wandeln, waren wir auch auf den Friedhof. Dort wird das Grab meines Urgroßvaters heute noch von der Stadt gepflegt, nachdem dieser zur Zeit der k. u. k. Monarchie dort jahrelang ehrenamtlicher Bürgermeister gewesen ist und anerkanntermaßen viel für die Stadt getan hat. Als meine Frau und ich am Familiengrab gestanden sind, hörten wir gerade die Sprachfetzen einer Ansprache, die vor der Beisetzung eines keiner kirchlichen Gemeinschaft angehörenden Verstorbenen gehalten worden ist; es war trostlos.
Als ich bei strahlendem Sonnenschein vor der Rückfahrt von einer nahegelegenen Anhöhe nochmals einen Blick auf meine Heimatstadt werfen durfte, ist auch mir klargeworden: Hier ist wohl meine Heimat, aber nicht mehr mein Zuhause. Was haben heute die Leute davon, daß ihre Vorfahren uns damals ausgeplündert und davongejagt haben? - Nichts!
Deshalb gilt es, beizeiten gelassen zu werden.